»Hier ist sie, die arme kleine Messe. Habe ich nun wirklich eine sakrale oder doch nur eine sakrische Musik gemacht?« Mit diesen Worten wandte sich der 72-jährige Gioacchino Rossini an den »lieben Gott«, dem er sein umfangreichstes und ebenso bedeutendes wie originelles Spätwerk widmen wollte – eine Kirchenmusik von den quasi abendfüllenden Dimensionen einer Domfestmesse, deren instrumentale Mittel indes in jedem besser sortierten Haushalt des 19. Jahrhunderts zu finden waren. Ein Klavier und ein Harmonium unterstützen mit lebhaften Rhythmen und Figuren bzw. aparten Klangflächen die solistischen und chorischen Sänger, die mit den liturgischen Texten nicht gerade auf orthodoxe Weise verfahren: »Ich bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl!« erklärte Rossini dem Herrn mehr als dreißig Jahre nach seiner letzten Oper. Und er bedankte sich für diese besondere Gabe mit »ein bisschen Können, ein bisschen Herz« – das genügte, um die irdische und himmlische Hörerschaft gleichermaßen zu erreichen.